Verwandlung des Kuchenstücks

Quer zu denken, eröffnet auch in der Gartenplanung neue Perspektiven:  Wie ein Garten durch einen Kunstgriff optisch an Weite gewinnt.
Dreieckige Grundstücke sind eine Herausforderung. Das wusste schon der erfahrene britische Gärtner Beverly Nichols, der diesem Thema 1939 ein ganzes Buch widmete. In «Green grows the city» beschreibt er, wie er diesem Problem in seinem eigenen Garten begegnete. Die Lösung ist, den Spickel optisch verschwinden zu lassen. Auch Gartengestalter Peter Richard nutzte diesen Kunstgriff, um die Proportionen eines Grundstücks harmonischer wirken zu lassen.

Parallel oder diagonal?

Stefan Gebert wünschte sich schon lange einen Schwimmteich. Genauer gesagt einen Naturbadeteich, dessen Wasser allein durch die Pflanzen der Regenerationszone gereinigt wird, ohne jegliche Technik. Eine Variante wäre gewesen, den Teich quer zum Haus einzubetten. Spannender fand der Gartenbesitzer jedoch die zweite Variante, bei der Gestalter Peter Richard mit der Diagonalen spielte. Angefangen bei den Sandsteinplatten der Terrasse am Haus über die Lage des Schwimmteichs bis hin zur Ausrichtung der Pergola. Letztere liegt optisch am Ende des Gartens. Das dahinterliegende Dreieck nimmt der Betrachter nur als blühenden und grünenden Hintergrund wahr. Das eigentlich letzte nutzbare Gartenzimmer ist der Sitzplatz unter der von Rosen berankten Pergola.

Beim Baden für sich

Die erhöht liegenden Nachbargärten an der Ostseite werden von einer massiven Mauer aus Granitblöcken abgestützt. «Wenn dort keine Hecke oder Bäume gepflanzt werden, gehen Sie nicht ins Wasser», hatte Peter Richard bei der Erstbesprechung vorausgesagt. Eine Aussage, welche der Besitzer im Nachhinein voll und ganz nachvollziehen kann. Das Spalier aus einheimischen Felsenbirnen zählt mittlerweile aus vielerlei Gründen zu den Lieblingen im Garten. Tatsächlich ist es so, dass die schmale, hohe Hecke vom Frühling bis in den Herbst den gewünschten Sichtschutz bietet. Aber es ist noch mehr, was begeistert. Bereits im März schmücken sich die Sträucher mit zahlreichen weissen Blüten. Später folgen heidelbeerähnliche Früchte und dichtes Laub, das sich im Herbst bunt verfärbt. Peter Richard freut sich, weil das Spalier zeigt, wie man allein mit Pflanzen wunderbare Sichtschutzlösungen schaffen kann, die gleich zeitig Lebensraum für einheimische Vögel und Insekten sind.

Mit der Sonne wandern

Im Zuge der Umgestaltung im Jahr 2013 wurden mehrere Sitzplätze angelegt: eine Terrasse am Haus, deren Sand steinplatten fliessend in den Kies übergehen, eine Nische mit Bank am Teichrand und die Pergola am Holzdeck. Je nach Tages- und Jahreszeit bevorzugen die Bewohner einen anderen Ort. Von der Bank am Teich lassen sich die badenden Vögel und die schwirrenden Libellen beobachten. Bei Einbruch der Dunkelheit bietet die Pergola eine lauschige Atmosphäre. «Von hier eröffnet sich eine ganz andere Perspektive auf Haus und Garten». Wenn die Grillen an einem Sommerabend zirpen, wähne man sich in den Ferien. Zur besonderen Stimmung trägt auch die punktuelle Beleuchtung bei. Im Teich und am Fusse des Felsenbirnen Spaliers befinden sich kleine Spots, die einzelne Bereiche des Gartens in dezentes Licht tauchen.

Rund ums Jahr

Als Pflanzenliebhaber lag Stefan Gebert eine naturnahe Gestaltung am Herzen. Ein Pool, dessen Anblick immer gleich ist, wäre für ihn nicht in Frage gekommen. Das Reizvolle an einem Schwimmteich sei der Wandel im Laufe der Jahreszeiten. Nach dem Rückschnitt der Stauden und Gräser am Ende des Winters gäbe es nur eine kurze Ruhephase. Sobald die ersten Frühlingsblüher spriessen beginnt ein neuer Zyklus, der sich bis in den Herbst hineinzieht. Und selbst im Winter sei der Blick auf den Schwimmteich eine Freude. Vor allem, wenn Raureif oder Schnee die Samenstände ziere. Auch ein Stockentenpaar hat die kleine Oase für sich entdeckt und schaut immer mal wieder vorbei, um sich schnatternd im Teich zu erfrischen.

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